Freitag der 13te
Freitag der 13te
Wie durch ein Wunder flog der goldene Luftballon über den Zaun in seinen Garten und trudelte zwischen den Bäumen dahin, sank nieder auf Schneiders Augenhöhe, verhedderte sich in Zweigen, kratzte an Rinden und machte Blätter tanzend. Das ist reine Poesie, nein Liebe so er. Die Schneiderin bot ihm diesen Luftballon schon in aller Herrgottsfrühe an, als er um die Ecke bog auf seinem Spaziergang nach Irgendwo. Mit glänzenden Augen hielt er den Luftballon verschämt wie ein kleines Kind in Händen, nur kurz, weil er sich in seinem Gold spiegelte und so seine Liebe zur Schneiderin in seinen eigenen Augen erkannte. Schnell reichte er ihr den Luftballon zurück und die Schneiderin blies ihre Lippen auf und ihr frischer warmer Atem streifte seine Wangen wie heißer Wüstensand. Verzaubert ging er wie auf Wolken weiter nach Irgendwo. Verliebt war er, unser kleines Schneiderlein. Zuhause angekommen lehnte er sich an den Stamm des Kirschbaumes, überlegte kurz ob er ihn erklimmen sollte um sich gemeinsam hoch oben mit den Vögeln an den reifen Früchten zu laben. Nun hatte er Schmetterlinge im Bauch, konnte nichts essen, verzaubert ging er wie auf Wolken weiter nach Irgendwo, verliebt war er, unser kleines Schneiderlein. Seine Wangen wie heißer Wüstensand vom frischen warmen Atem der Schneiderin umkränzt, nahm er sich den goldenen Luftballon, der da vor ihm trudelte, hielt sich mit einer Hand an die goldene Schnur und flog mit ihm über den Zaun, sein lachendes Gesicht gespiegelt, sah er auf die Straße hinab, wo die Schneiderin schon wartete, auf das er in ihrem Schoß landen möge.