Hubert Hutfless: papier gesungen
Ein Dichter, ein Lyriker – ich spreche über eine Figur aus einem Film – dieser Mann, ist Lyriker obwohl er noch nie etwas veröffentlicht hat und auch nicht beabsichtigt dies je zu tun – Originalton Hubert H. dazu: „Bist du deppert, er könnte ein Vorbild für mich sein!“ (wortwerk – Zeitschrift für Lyrik Heft 5_1/10 mit Portrait von Hubert Hutfless) Dieses Zitat ist drei Jahre alt - nun liegt „papier gesungen“, der erste Lyrikband von Hubert Hutfless vor uns und es drängt zu sagen: Gut, dass manche Vorbilder fallen und das weite Feld freigeben. Dieses weite Feld hat Hubert H. abgeschritten: Mal flüsternd, mal schweigend und manchmal singend – immer auf der Suche nach der ihm eigenen Sprache. Dabei immer öfter fündig werdend begannen rund um ihn einzelne Blätter auf den Boden zu segeln. Jedes Blatt ein Gedicht. Jedes Gedicht eine Reise. Eine Reise in die Heimat. Eine Reise in die Fremde, aber immer eine Reise hin zu den Menschen und vor allem hin zur Liebe. Und so entstand, nach und nach, aus dem weiten Feld eine neue Landschaft – die Sprachwälder des Hubert Hutfless. Da heißt es bei einem Gedicht mit dem Titel „in den wald gehen“: „zerknirschte bleistift / spitze wartet lange / feuer zu fangen“ - da sage ich: Jetzt endlich ein erster Brand - die Worte gesetzt - die Blätter sortiert und die Gedichte in die Freiheit entlassen – der Bleistift als Verlängerung des Dichters hat seinen Teil getan. Vorerst! Was am Papier haften bleibt ist nicht ein Aschenrest sondern Wort um Wort um Wort. Wer sich darauf einlässt kann die Sprache spüren, den Wind, die Sonne, die Berührungen. Der kann die Musik hören, der fröstelt an manchen Stellen, an anderen beginnt er zu schwitzen. Genau in diesem Sinne berühren die Texte in diesem Buch. Sie sind nicht aus einer anderen Welt deren Rituale und deren Sprache man erst erlernen muss. Sie sind aus dem Alltag, aus dem Leben. Und diese Alltäglichkeit die den Gedichten anhaftet macht sie zu etwas Besonderem. Sie erinnern uns an das was wir gerne verdrängen, sie erinnern an den Moment Leben. Sie verhaften uns darin, halten uns fest. Herausgenommen aus der Geschwindigkeit wird aus der Atmung das Atmen. Aus der Selbstverständlichkeit das Besondere. Und trotzdem bleibt es ein Bild wie wir es alle aus unserem Leben kennen. Die Rede ist also nicht vom Alltag in Form der ewigen Wiederholung - aufstehen, essen, arbeiten, essen, schlafen - sondern in der Art in der Licht durch ein Blätterdach dringt. Wer sich Zeit für einen Blick auf dieses Lichtspiel nimmt und es schätzt muss diese Gedichte nicht verfolgen weil sie einen abholen wo man ist. Mit den ersten Silben beginnt eine Reise und ein einzelnes Gedicht kann oft Tage andauern. Wie ein Lied das sich am Morgen im Kopf festsetzt nimmt man diese Lyrik mit / nimmt einen diese Lyrik mit und immer wieder kehrt man zurück. Zurück zu den Texten sowie zu sich selbst. Blatt für Blatt bildet dieses Buch einen poetischen Baum der es einen erlaubt durch seine Äste zu steigen, zu verweilen und sich aus schwindelerregender Höhe fallen zu lassen. Am besten nimmt man „papier gesungen“ in die Hand, im Zimmer, am Balkon, der Terrasse, im Garten oder auch mitten auf der Straße, wenn der Verkehr dies zulässt, und schlägt das Buch auf einer beliebigen Seite auf und beginnt laut zu lesen! Was man hören wird ist das Beste und Schönste was zu den Gedichten und über die Gedichte von Hubert Hutfless gesagt werden kann. Diesen Kompositionen ist nichts hinzuzufügen.
[Paul Eisenkirchner]